Kapitel 4

  • Der Fallensteller
 - auf OYJO!

Immer wenn es dunkel wurde, kamen die Stimmen. Am Anfang flüsterten sie nur ganz leise, dann, mit der Zeit, wurden sie immer lauter und lauter. Als sie das erste Mal zu ihm sprachen, war er gerade acht Jahre alt und hatte soeben den katastrophalsten Tag seines Lebens erlebt.

Er war ein blasser, dünner Junge mit einer Nickelbrille, die zu Zeiten weit vor Harry Potter mehr als uncool war. Genau genommen war sie einer der Gründe dafür, dass er seit seiner Einschulung kein wirklich schönes Leben mehr hatte. Mehr als einmal hatte man ihn verprügelt und gedemütigt. Aber an diesem Tag war es besonders schlimm gewesen. Er war diesmal nicht nur verprügelt worden, daran hatte er sich mittlerweile fast gewöhnt, diesmal hatten sie ihn gezwungen, sich vor der kompletten Mädchenklasse seiner Schwester nackt auszuziehen und zu tanzen.

Und die großen Jungs hatten gedroht, sie würden ihm sein Ding abschneiden, wenn er nicht tat, was sie von ihm verlangten. Also tanzte er – und weinte. Er wäre am liebsten im Erdboden versunken. Alle Mädchen hatten gekreischt und gelacht. Auch Elsa, die Nachbarstochter und – und das war das Schlimmste – seine Schwester.

Mehr als alles auf der Welt hatte er sich an diesem Tag gewünscht, unsichtbar zu sein. Es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Das Ganze wurde erst gestoppt, als sein Biologie-Lehrer, Herr Gerold, von dem Gejohle angelockt, vorbeikam und dem Treiben ein Ende bereitete. Unter den Blicken der Mädchen und dem Grinsen der großen Jungs hatte er seine Sachen zusammengerafft, sich unter Tränen wieder angezogen und war wie ein geprügelter Hund nach Hause in sein Zimmer im Souterrain seines Elternhauses in der Lambertistraße gerannt. Hier fühlte er sich sicher und geborgen. Weinend hatte er sich aufs Bett geworfen und war kurz darauf völlig erschöpft unter Tränen eingeschlafen.

Als er erwachte, war es bereits dunkel. Der Mond schien durch die Fenster zu ihm in den Keller hinab. Der Wasserhahn des kleinen Waschbeckens, das in der Ecke seines Zimmers hing, tropfte in einem leisen, konstanten Takt. Er lauschte in die ansonsten stille Nacht. Da hörte er sie zum ersten Mal.

Die Stimmen, sie erzählten ihm von Schmerzen, von Leiden, dem Tod – der Erlösung. Anfangs fürchtete er, verrückt zu werden. Doch sehr bald gewöhnte er sich an sie, er wurde neugierig, denn sie schienen einen Weg, einen Ausweg zu kennen, sein Leiden zu beenden.

Er wollte mehr erfahren – und hörte aufmerksam zu …

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