Kapitel 21

  • Der Fallensteller
 - auf OYJO!

Mit 14 Jahren, genau einen Tag nach seinem Geburtstag, hatte er zum zweiten Mal getötet. Am 26. Februar war endgültig etwas in ihm zerbrochen. Sein Geburtstag fand einfach nicht statt. Er war tatsächlich von allen Menschen um ihn herum vergessen worden, sogar von seinen Eltern und seinen Verwandten. In dieser Nacht, er lag weinend in seinem Zimmer im Souterrain, hatte er beschlossen, dass ihn niemals mehr jemand vergessen würde.

Er würde auf sich aufmerksam machen. Ein für allemal. Der beste Weg, um auf sich aufmerksam zu machen: ein Mord. Das Opfer seiner Wahl: Sein Vater würde sterben! »Sie« hatten es ihm geraten. »Sie« hatten ihn nicht vergessen!

Gute Vorbereitung war alles. Auch in diesem Fall, wie auch schon bei seiner Schwester, hatte ihm das Buch Schatten der Nacht von Gustav Schenk, das er auf dem Dachboden seiner Oma gefunden hatte und das er seitdem wie seinen Augapfel hütete, treue Dienste geleistet.

Schenk hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrere Bücher publiziert, in denen es sich um psychoaktive Substanzen und Zauberpflanzen drehte. Er war sein Seelenverwandter und Lehrmeister, ein fast vergessener Pionier der Drogenkunde in Deutschland. Ein übersehener, aus dem Hintergrund wirkender Wissenschaftsschriftsteller, der auch Romane und Kunstbände geschrieben hatte. Ein Bruder im Geiste.

Diesmal war die Tollkirsche das Mittel seiner Wahl. Der Hauptwirkstoff der Tollkirsche ist Atropin, eines der stärksten Gifte überhaupt. Die tödliche Dosis liegt bei einem Erwachsenen bei circa zehn bis zwanzig Beeren. Er gab es seinem Vater in den Schnaps, von dem er jeden Abend vor dem Schlafengehen ein bis zwei Gläschen als Gutenachttrunk zu sich nahm. Dieser wurde sein letzter.

Verschlagen und hinterhältig verbarg sich die Tollkirsche hinter den 42 % des roten Hengstes der Mackenstedter Kornbrennerei.

Da der Alkohol den Rausch und die atemlähmende Wirkung verstärkte, musste sein Vater nur kurz leiden. Er registrierte gar nicht wirklich, wie ihm geschah. Das Letzte, was er sah, war das Lächeln seines Sohnes.

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