Schlingernd kam der braune Sportwagen von Enno Melchert vor dem Eingang der Lamberti-Kirche zum Stehen. Der Motor erstarb augenblicklich, knackend und knarzend. Enno sprang aus dem Wagen und rannte auf die riesige Eingangstür der Kirche zu, stieß sie auf und hastete durch den Vorraum hindurch in die Kirche. Irritierte Gäste in der Pizzeria Mamma Mia blickten ihm verwundert hinterher.
Kurz danach hastete Enno Melchert die Stufen im Westturm hoch. Seine Schritte hallten düster durch die wunderschöne Rotunde mit dem im Abendlicht blau schimmernden Kreuz in der Mitte.
Er kam zu spät.
Er fand die Leiche von Gerd Wanger rücklings mit dem Kopf nach unten liegend im westlichen Kirchturm. Die Augen waren weit aufgerissen. Der Mann hatte Schaum vor dem Mund. Erbrochenes rann die Stufen herab. Obwohl er das Ergebnis kannte, fühlte Enno trotzdem den Plus. Wie erwartet – nichts.
Melchert rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. Dann schlug er mit der Faust mehrfach gegen die Wand. »Verdammte Scheiße! Scheiße! Scheiße! Scheiße!«
Deprimiert nahm er sein Handy aus der Tasche und tippte: Zu spät gekommen. Schickt die Spurensicherung. Enno.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Reflexartig griff er zu seiner Waffe. Eine Gestalt tauchte im Halbdunkeln auf. Melchert richtete seine Waffe auf sie. »Stehen bleiben«, rief er. Die Gestalt trat vorsichtig noch einen Schritt näher. »Bleiben Sie stehen, verdammt. Hände hoch. Dahin, wo ich sie sehen kann!«
»Was um Gottes Willen geht hier vor?« fragte die Person. Der Küster der Lamberti-Kirche trat ins Licht. Dann erblickte er die Leiche. Sein Gesicht wurde augenblicklich aschfahl. Enno Melchert senkte die Waffe, zog seinen Ausweis und hielt diesen dem Küster schweigend entgegen.