Kapitel 39

  • Der Fallensteller
 - auf OYJO!

Als Enno Melchert die Augen aufschlug, versank gerade die Sonne mit einem letzten Aufblitzen hinter dem Horizont. Irritiert schaute er sich um. Er befand sich in einem etwa 3 x 4 Meter großen Raum in einem Bett. Es roch nach Desinfektions- und Waschmittel. Rechts neben ihm stand ein weiteres, leeres Bett. Die Bettdecke war zerwühlt. Augenscheinlich hatte dort noch vor kurzem jemand gelegen.

Langsam wurde er etwas klarer und realisierte, wo er sich befand. »Ich bin in einem Krankenhaus. Wie komme ich hierher? Was ist passiert?« flüsterte er krächzend. Sein Mund war staubtrocken.

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper.

Eine Tür wurde geöffnet, und eine dunkelblonde Frau mit einem pfiffigen Kurzhaarschnitt trat ins Zimmer. Ihr folgte eine zweite: Anke Frerichs. Auf wackeligen Beinen humpelte sie langsam auf das neben ihm stehende Bett zu.

»Enno! Er ist wach. Endlich!« rief sie, als sie wahrnahm, dass er sie anstarrte. Augenblicklich wurde eine weitere Tür aufgerissen. Werner Vollmers erschien im Türrahmen.

»Enno, verdammt. Gott sei Dank!« rief Vollmers.

»Was ist passiert?« fragte der junge Ermittler und blickte noch immer verwirrt zwischen Vollmers, Anke Frerichs und ihrer Lebensgefährtin hin und her.

»Ihr seid dem Fallensteller doch tatsächlich und im buchstäblichen Sinn in die Falle gegangen«, antwortete Vollmers. »Ihr seid wie die Geisteskranken in das Zimmer von Thorsten Harders gestürmt und blindlings in eine vorbreitete Falle getappt. Harders muss uns aus irgendeinem Grund erwartet beziehungsweise geahnt haben, dass wir kommen. Er hat uns in eine sogenannte Punji Trap, eine Punji Falle, laufen lassen. Diese Technik des Fallenbauens wurde damals vom Vietcong im Vietnamkrieg gegen die Amerikaner eingesetzt. Eine einfache, aber sehr effektive Art, seinen Gegner unschädlich zu machen. Beim Öffnen der Tür schlug eine unter der Zimmerdecke befestigte Holzkonstruktion, in der kleine angespitzte Stöcke, mit Exkrementen und Gift bestrichen, steckten, herunter. Sie hat euch mit voller Wucht getroffen und regelrecht von den Beinen gefegt. Die Ärzte hatten echte Schwierigkeiten, euch zurückzuholen. Durch die Exkremente kam zu der ursprünglichen Vergiftung auch noch eine richtig heftige Blutvergiftung dazu. Du, Enno, hast fast drei Tage lang im Koma gelegen. Euer Verhalten war unverantwortlich und mehr als unprofessionell. Ihr hättet draufgehen können.« Vollmers musste tief durchatmen, so sehr hatte er sich in Rage geredet.

»Haben wir ihn wenigsten erwischt?« fragte Enno.

Vollmers schaute zu Anke Frerichs. Die senkte betreten den Blick und schüttelte den Kopf: »Er ist uns leider entwischt. Er hat die Gitter seiner Zelle so unauffällig bearbeitet, dass er zwischen den Stäben jederzeit hindurchschlüpfen konnte. Die Fahndung läuft. Aber es ist Dr. Braun wenigstens gelungen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.«

»Inwiefern?« fragte Enno und richtete sich etwas auf.

»Sie hat den Code auf dem Zettel entschlüsselt, den Harders uns in Ohmstede zugespielt hat.«

»Ach. Und was steckte dahinter?«

»Es waren Koordinaten. Die Geo-Koordinaten vom Karl-Jaspers-Denkmal am Cäcilienplatz. Er hat uns einen Wink gegeben, und wir haben es nicht gemerkt.«

»Scheiße!« rief Enno Melchert und hieb mit der Faust auf sein Kopfkissen ein. »Das hätte ich sehen müssen!«

»Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das Schwein schon noch!« sagte Anke Frerichs aufmunternd.

Vollmers schwieg betroffen, aber doch froh, dass der Jungspund Gott sei Dank »wieder da« war.

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