Kapitel 6

  • Der Fallensteller
 - auf OYJO!

Anke Frerichs lenkte ihren silbernen Smart vorsichtig durch die regennassen Straßen Oldenburgs Richtung Friedhofsweg zurück ins Büro. Vollmers saß schweigend mit geschlossenen Augen neben ihr auf dem Beifahrersitz. Die Scheibenwischer verrichteten stur ihren Dienst. Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, aber würde in absehbarer Zeit wohl kaum aufhören.

Auch sie hing ihren Gedanken nach, während Ina Müller im Radio irgendetwas über irgendeinen Mark sang, den sie scheinbar immer noch, aus unerfindlichen Gründen, irgendwie umrechnete. Keiner der beiden hörte ihr richtig zu. Es war ein langer Tag geworden.

Sie nahmen den direkten Weg, bogen von der Ofener Straße links ab und fuhren die Auguststraße entlang, direkt am Evangelischen Krankenhaus vorbei, über die Ziegelhofstraße Richtung Friedhofsweg. Anke Frerichs wusste nicht, wie oft sie diesen Weg in ihrem Leben schon gefahren war. Wie viele Mordfälle hatte sie eigentlich im Laufe ihrer Karriere schon bearbeitet?

Ihr Magen hatte sich mittlerweile – Gott sei Dank – wieder etwas beruhigt. Vollmers hatte dankenswerterweise kein weiteres Wort über den Vorfall verloren. Obwohl sich die beiden nun schon so lange kannten, war es ihr doch irgendwie peinlich. Es war ja schließlich nicht die erste Obduktion ihrer Karriere gewesen. Was war mit ihr los? Warum ging ihr diese Sache bereits so an die Nieren?

Vollmers öffnete die Augen und fing an, die wenigen Habseligkeiten der beiden Opfer, die er aus der Rechtsmedizin mitgenommen hatte, zu untersuchen. Im Grunde waren es in den meisten Fällen immer die gleichen Sachen, die die Menschen bei sich trugen. Portemonnaie, Handy, Schlüsselbund, EC-Karten und so weiter. Wenn es sich bei den Opfern um Frauen handelte und zum Beispiel eine Handtasche am Tatort gefunden wurde, sah die Sache in der Regel etwas anders aus, dann waren wesentlich mehr persönliche Sachen zu finden. Vom Nagellack und Lippenstift über Notizbücher bis hin zu Tampons.

Vollmers verglich den Inhalt der beiden Beutel, versuchte, einen Zusammenhang zwischen den beiden Opfern herzustellen oder irgendeine Gemeinsamkeit anhand der Dinge zu erkennen. Leider lieferte das Hab und Gut der beiden keinen wie auch immer gearteten Hinweis. Zumindest lag er nicht offensichtlich vor ihm. Er ließ die Beutel auf den Schoß sinken und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Regentropfen liefen die Scheibe herab.

Sie bogen gerade in die videoüberwachte Auffahrt vom Friedhofsweg 30 ein, als sein Handy klingelte. Anke Frerichs sah ihn fragend an. Vollmers kramte sein Telefon aus der Jackentasche hervor. »Ja?« Er nickte. Nickte ein weiteres Mal und sagte: »Ja, ist gut. Wir machen uns auf den Weg. Bis gleich.«

»Was ist los?« fragte Anke Frerichs.

»Wir haben noch eine Leiche«, sagte er und steckte das Handy weg.

»Was? Und wo geht´s hin?« fragte sie.

»Landesmuseum Natur und Mensch.« Schweigend wendete sie den Wagen und gab Vollgas. Die Automatik des kleinen Zweisitzers schaltete gequält zwei Gänge herunter, und er schoss davon.

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