Lange blieb der Bauhäusler Hin Bredendieck (1904–1995) in der Kunstgeschichte eine Randfigur. Dabei stehen sein Leben und Werk exemplarisch für Erfolg, Emigration und internationale Verbreitung der am Bauhaus entwickelten Design-Ideen: Aus dem ostfriesischen Aurich kommend, war er von 1927 bis 1930 Student am Bauhaus Dessau. 1937 emigrierte er in die USA, wo er am New Bauhaus Chicago einen Lehrauftrag erhielt. Als Gründungsdirektor des Instituts für Industriedesign am Georgia Institute of Technology in Atlanta wurde er in der Nachkriegszeit zu einem der einflussreichsten Vermittler der Bauhaus-Ideen in Amerika.
In einem dreijährigen Forschungsprojekt widmete sich das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg der Wiederentdeckung von Leben und Werk Bredendiecks und der Bearbeitung seines Nachlasses. Bereits 2019 fasste die Ausstellung „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“ erstmals seine Biografie in den Blick. Nun präsentiert das Museum das gesamte Leben und Werk des Bauhäuslers in der umfangreichen Forschungspublikation „Hin Bredendieck – Von Aurich nach Atlanta“.
Seine vielseitigen Tätigkeiten und Kontakte verdeutlichen die internationale Relevanz des Designers und Pädagogen. Die Publikation bietet zahlreiche Erstveröffentlichungen von Dokumenten, Skizzen, Entwürfen und Fotografien. Kurze Insert-Texte beleuchten Aspekte wie Bredendiecks Unterricht bei Paul Klee und Oskar Schlemmer sowie seine Stuhlentwürfe für die Metallwerkstatt am Bauhaus. Auch das Werk der amerikanischen Künstlerin Virginia Tooker, Bredendiecks erster Ehefrau, wird in diesem Band erstmals präsentiert.
Die Grundlage für die Aufarbeitung des Lebens Hin Bredendiecks bildet eine einmalige Entdeckung: Im Rahmen des Forschungsprojekts konnte im Frühjahr 2018 der bis dato unbekannte Teilnachlass Bredendiecks in Familienbesitz ausfindig gemacht werden. Die Zersplitterung und jahrzehntelange Unzugänglichkeit dieses Nachlasses hatte ebenso zu der mangelnden Beachtung Bredendiecks beigetragen wie die für viele Emigranten typische Zerstreuung seiner Lebensspuren, Nachwirkungen und Schaffenszeugnisse. Das bedeutende Nachlasskonvolut umfasst Dokumente aller Schaffensphasen und konnte im Frühjahr 2018 nach Oldenburg überführt werden. Hier wurde es grundlegend systematisiert, in eine chronologische Ordnung gebracht und verzeichnet. Im April 2019 konnte dieser zunächst als Dauerleihgabe nach Oldenburg verbrachte Bestand vom Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte erworben werden.
Die Bearbeitung von Leben und Werk Hin Bredendiecks und die nun erschienene erste Monographie über den Künstler und Designer wurden ermöglicht durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Rudolf-August Oetker-Stiftung, die Waldemar Koch Stiftung und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Die Publikation ist für 49,90 Euro an den Museumskassen erhältlich oder kann unter info@landesmuseum-ol.de bestellt werden. Der Versand innerhalb Deutschlands ist kostenfrei.
Rezensionsexemplare können Sie unter presse@hirmerverlag.de bestellen.